Schwimmen im kalten See

Tag 58. Diese Woche schwamm ich im See! Kalt und erfrischend trugen mich die grünen, glasigen Wogen, die der Wind herbei trieb. Letztes Jahr bin ich erst drei Wochen später das erste mal geschwommen. Die Atmung wollte erst nicht so recht, aber dann hat sie sich doch noch eingerenkt. Seit dem Infekt war das die beste Woche. Das Glück bleibt mir hold!

Am letzten Sonntag (Tag 52) habe ich mich dem Dehnen gewidmet.

Am Montag (Tag 53) lief ich an den Badesee (18 km). Es war wunderbarer Sonnenschein. Die Sicht war klar, so daß weit entfernte Bäume auf der Netzhaut so scharf abgebildet wurden, als ständen sie direkt vor mir. Dabei war der Himmel blau. Die Blätter waren immer noch zartgrün. Nur der Löwenzahn leuchtete nicht mehr knallgelb. Er hatte sich in Pusteblumen verwandelt. Die Atmung ging besser als in der Woche zuvor. Leise schwappte die eine oder andere Glückswelle durch meinen Körper.

Am Dienstag (Tag 54) kümmerte ich mich um Rumpfstabilität. Die Übungen mache ich schon seit mehr als einem Jahr. Immerhin quält mich danach kein Muskelkater mehr. Auch konnte ich die Pausen zwischen den Wiederholungen reduzieren. Schwer sind diese Übungen aber trotzdem. Irgendwie saugen sie die Kraft aus den Muskeln.

Am Mittwoch (Tag 55) lief ich bei strahlendem Sonnenschein zum Badesee (18 km). Diesmal schwamm ich etwa zwanzig Minuten im See! Herrlich kalt und erfrischend. Der Bann ist gebrochen – endlich. Auf dem Rückweg nach Hause hörte ich einen Kuckuck. Ein leichter Wind hielt die angenehme Kühle des Sees in meinem Körper fest. So taten die angekündigten 28 °C gut, zumal leichte Wolken aufzogen und die Sonne nicht gar so prall nach der Läuferin griff.

Am Donnerstag (Tag 56) war der Körper müde vom ungewohnten Schwimmen am Vortag. Also eröffnete ich den Tag mit der Fortsetzung der Lektüre von „Ein Bär im Gebetsstuhl“ des finnischen Autors Arto Paasilinna. Mit einer anarchischen inneren Freiheit meistern die Figuren ihr Leben. Selbstmitleid ist unbekannt. Im Buch „Der heulende Müller“ desselben Autors wird in wenigen Zeilen das Drama eines Menschen mit Lungenerweiterung (=Lungenemphysem) abgehandelt. Die Klagen über die unwirksame Medikation und den schlechten Arzt werden beendet mit dem Satz: „Die verrotzte Lunge des Küsters interessiert niemanden.“ Den Satz merke ich mir zur Beendigung meiner gelegentlichen inneren Jammermonologe. Abends widmete ich mich den Rumpf-Stabi-Übungen.

Am Freitag (Tag 57) machte ich am Morgen die Einheit für die Arme.

Heute, am Samstag (Tag 58) lief ich, beschwingt von der Lektüre der Vortage, zum Badesee (19 km). Gelegentlich musste ich laut Lachen, denn diese oder jene komische Erinnerung aus der Lektüre tauchte in meinem Bewusstsein auf. Ich schwamm wieder im Badesee (18 °C). Der Kormoran war da und hat sich seine Federn getrocknet. Und natürlich tauchte der Haubentaucher nicht weit von mir entfernt. In meiner Einstiegsstelle schwammen kleine Fischlein. Die Atmung ging gut. Ein schöner Abschluss für die Woche.

Die Sonne gibt es noch!

Tag 1704. Schneeglöckchen bimmelten den Frühling ein. Einmal vertrieb die Sonne das winterliche Grau. Der Himmel bewies dem schon verzweifelnden Auge, daß er blau sein kann. Das Herz lachte. Der Winter grummelte. Die Laufstatistik für Januar ist hier.

P.S.: Entschuldigung! Der Bericht kommt zu spät. Ich bin am Wochenende nicht in das Netz gekommen!

Am letzten Sonntag (Tag 1698) lief ich die Parkseerunde (7 km). Einmal wurde ich kräftig beregnet. Das machte nichts. Denn Gesellschaft leistete mir diesmal Vatanen, den ich gerade erst letzte Woche kennengelernt hatte. Vatanen war dem Buch „Das Jahr des Hasen“ von Arto Paasilinna entsprungen, einem finnischen Autor, den ich ebenfalls erst letzte Woche entdeckt hatte. Vatanen hatte als Journalist einen wilden Hasen nach einem Autounfall gerettet. Anstatt an seinen Schreibtisch zurückzukehren, erlebte er fortan zusammen mit dem Hasen die verrücktesten Abenteuer in der finnischen Wildnis. Empfindliche Gemüter sollten das Kapitel über den Raben überspringen.

Am Montag (Tag 1699) lief ich die Parkseerunde (7 km). Ein lauwarmer Frühlingswind stürmte mir erfrischend entgegen. Wild ließen sich die Büsche und Bäume vom Wind hin und her treiben. Die Schneeglöckchen nickten heftig mit ihren kleinen, weißen Köpfchen. Das Grau des Himmels machte klar, daß das noch kein Frühling war.

Am Dienstag (Tag 1700) lief ich zum Badesee (19 km). Es war wieder ein grauer Tag. Der Wind war deutlich kühler als am Vortag, aber nicht bissig. Im Wald war der Gesang der Vögel zu hören. Am Bauernhof saß ein Bussard oben auf einem Baum. Eine kleine Krähe flog eine Attacke. Der Bussard war aber mindestens dreimal so groß. Er guckte die kleine Krähe nur an. Die bog ab und flog nochmal einen Scheinangriff, der den Bussard wieder nicht beeindruckte.

Am Mittwoch (1701) lief ich die Parkseerunde (7 km). Es war grau und regnete. Ein frischer Wind pustete mir in das Gesicht. Ich sah blühende Krokusse, blühende Schneeglöckchen und kleine gelbe Blütlein am Boden. Zwischen den Spatzen tummelte sich ein Star. Die Vögel piepsten in den Bäumen, als der Regen nachließ. Abends las ich von Arto Paasalinna „Der Sommer der lachenden Kühe“ zu Ende. Verrückte Wildnis! Verrückte Finnen! Eigentlich sollte ich turnen, aber ich lese und kann nicht aufhören.

Am Donnerstag (Tag 1702) ging es über die Parkseerunde (7 km). Der Himmel war blau. Die Sonne lachte. Die Vögel sangen. Am Himmel zeigte sich eine Vogelgesellschaft in Keilformation, wahrscheinlich Graureiher. Immer wieder sah ich auf den noch kahlen Bäumen säuberliche neue Vogelnester. Beim Krähenpärchen auf unserem Balkon kochten auch schon die Frühlingshormone. Die kleinere, etwas gedrungene Krähe ist der Chef. Ich nenne sie „Ekel Alfred“. Denn zu normalen Zeiten hackt sie der wohlproportionierten, großen und schlanken Krähe auf den Kopf, wenn sie sich am Futter bedient, bevor das Ekel sich vollgestopft hat, oder stellt ihr laut krähend nach, wenn sie mit erbeuteter Speise von dannen fliegt. Nun aber überlässt die etwas stämmig geratene Chefkrähe der schönen Krähe galant etwas Futter und schubst sie höchstens unter Einsatz des ganzen Körpers bei Bedarf etwas zur Seite, was fast zärtlich wirkt.

Am Freitag (Tag 1703) war das Wetter klar. Eine Erkältung kratzte unverschämt in meinem Rachen. Mit heißem Zitronensaft und Tee half ich meinem Immunsystem. Abends ging es mir schon besser. Trotzdem lief ich nur kurz. Ich las „Der wunderbare Massenselbstmord“ von Arto Paasalinna zu Ende. Warmherziger Irrsinn! So einen Blick auf die Welt möchte ich auch haben.

Heute, am Samstag (Tag 1704) lief ich die Parkseerunde (7 km). Die Erkältung war so schnell und heftig wie sie gekommen war auch wieder verschwunden