Tag 780. Letzte Woche bin ich am Sonntag (Tag 774) morgens in der Frühe losgelaufen. Es ging mir nur darum, die Wochenkilometerzahl noch auf über 50 zu treiben, was durch die 18 km zum See und wieder nach Hause gelungen ist. Im See bin ich geschwommen als die Sonne gerade hinter den Baumwipfeln erschien. Es war ein sehr stiller Morgen. Menschen waren noch nicht unterwegs. Das erstemal im Leben habe ich einen Schwarzspecht gesehen. Er flog in den Wald hinein und wartete dann an einem Baumstamm in Augenhöhe ungefähr 7 m entfernt bis ich vorbeigelaufen war. Er fiel mir wegen seiner Größe auf. Die Atmung war an diesem Morgen beschwerlich und blieb beschwerlich. Am Montag (Tag 775) bin ich über die Brücke Richtung kleiner Parksee gelaufen (4 km). Die Sonne schien und die Atmung war gut. Ich will die kurzen Läufe allmählich etwas ausdehnen. Heute habe ich die 4 km als sehr angenehm empfunden. Allerdings sind 4 km um warm zu werden und die Atemmuskeln zu lockern auch noch nicht ausreichend, aber schon angenehmer als die 3 km der Ententeichrunde. Am Dienstag (Tag 776) hat mich mein Mann zum großen Fluß gebracht. Auf der Uferstraße stand ein kleines Wildschweinchen, vielleicht 4 Wochen alt. Mein man hat gebremst und der Gegenverkehr auch, so daß sich eine Gasse bildete und das kleine Schweinchen nach einigem Zögern die Straße unbeschadet überqueren konnte. Viel Glück kleines Schweinchen! Ich bin zum Waldsee in der Schlucht gelaufen und habe dort gebadet. An mir ist eine Ringelnatter vorbeigeschwommen. Sie hat von mir keine Kenntnis genommen. Auf dem Heimweg hat mir der Regengott noch einen Eimer Wasser über den Kopf gegossen (18 km). Am Mittwoch (Tag 777) bin ich um den kleinen See im Park gelaufen (6 km). Die Atmung ging sehr gut. Am Donnerstag (Tag 778) war wieder die Badesee-Runde dran (18 km). Auf dieser Runde habe ich schon am 23. Juli die 200 Kilometer Monatsmarke überlaufen. Das schönste an der Runde war aber das Schwimmen. Das Wasser war kühl und kaum jemand hat gebadet, obwohl das Wetter sonnig und warm war. Diesmal bin ich zwei Schilfe weit gekrault und das hat meiner Lunge besser getan als eine ganze Schachtel Spiriva-Kapseln. Danach war die Atmung das erstemal erstklassig. Allerdings habe ich den ganzen Tag meine Muskeln gespürt. Am Freitag (Tag 779) bin ich am Abend nur die Ententeichrunde gelaufen. Die Atmung kam nicht so recht in Schwung. Heute, am Samstag (Tag 780) war ich wieder im Park am kleinen See (7 km). Die Atmung war sehr gut.
Diese Woche war ich sehr glücklich. Die Schwäche aus der Infektzeit im Februar und April habe ich nahezu vollständig überwunden. Die derzeitige Therapie mit dem inhalativen Kortison hilft mir an den meisten Tagen der Woche sehr. Meine Atmung ist nicht mehr so verkrampft. Ab April hat sich die Medikation mit einen Hub Foster vor dem Laufen und drei Hübe Flutiform über den Tag verteilt eingespielt. Im Mai hatte ich noch mit dem Flutiform gehadert. Inzwischen bin ich höchst zufrieden. Es bleibt nur abzuwarten ob es sich dabei um ein Sommerhoch handelt. Letztes Jahr im Sommer hatte ich ja mit Foster angefangen und war damit sehr glücklich. Ich denke erst über den Winter wird sich zeigen, wie hilfreich die Medikation ist.
Der größte Beitrag zu meinem Glück ist das täglich Laufen. Jeden Tag den Körper, das Wetter und die frische Luft zu spüren hat etwas befreiendes. Das gilt besonders jetzt, da mir die Distanzen, die ich laufe keine Probleme bereiten. Wenn meine Nachbarn darüber klagen, wie anstrengend die Hitze ist und wie sehr der Kreislauf belastet ist, dann bin ich immer erstmal erstaunt. Denn von Hitze und Kreislauf hatte ich noch gar nichts gemerkt und eigentlich war ich doch so empfindlich am Kreislauf und so wetterfühlig wie kein anderer. Als ich den Blog begonnen habe, glaubte ich, ich werde letztendlich den Niedergang einer Copd-Kranken schildern. Wenn ich aber jetzt sehe, was ich mit meiner halben Lunge nach drei Jahren und 3 Monaten Bewegung geschafft habe, dann singt und jubiliert alles in mir. Und dabei habe ich nicht das Gefühl, das das Ende der Fahnenstange schon erreicht ist.