Die Sonne gibt es noch!

Tag 1704. Schneeglöckchen bimmelten den Frühling ein. Einmal vertrieb die Sonne das winterliche Grau. Der Himmel bewies dem schon verzweifelnden Auge, daß er blau sein kann. Das Herz lachte. Der Winter grummelte. Die Laufstatistik für Januar ist hier.

P.S.: Entschuldigung! Der Bericht kommt zu spät. Ich bin am Wochenende nicht in das Netz gekommen!

Am letzten Sonntag (Tag 1698) lief ich die Parkseerunde (7 km). Einmal wurde ich kräftig beregnet. Das machte nichts. Denn Gesellschaft leistete mir diesmal Vatanen, den ich gerade erst letzte Woche kennengelernt hatte. Vatanen war dem Buch „Das Jahr des Hasen“ von Arto Paasilinna entsprungen, einem finnischen Autor, den ich ebenfalls erst letzte Woche entdeckt hatte. Vatanen hatte als Journalist einen wilden Hasen nach einem Autounfall gerettet. Anstatt an seinen Schreibtisch zurückzukehren, erlebte er fortan zusammen mit dem Hasen die verrücktesten Abenteuer in der finnischen Wildnis. Empfindliche Gemüter sollten das Kapitel über den Raben überspringen.

Am Montag (Tag 1699) lief ich die Parkseerunde (7 km). Ein lauwarmer Frühlingswind stürmte mir erfrischend entgegen. Wild ließen sich die Büsche und Bäume vom Wind hin und her treiben. Die Schneeglöckchen nickten heftig mit ihren kleinen, weißen Köpfchen. Das Grau des Himmels machte klar, daß das noch kein Frühling war.

Am Dienstag (Tag 1700) lief ich zum Badesee (19 km). Es war wieder ein grauer Tag. Der Wind war deutlich kühler als am Vortag, aber nicht bissig. Im Wald war der Gesang der Vögel zu hören. Am Bauernhof saß ein Bussard oben auf einem Baum. Eine kleine Krähe flog eine Attacke. Der Bussard war aber mindestens dreimal so groß. Er guckte die kleine Krähe nur an. Die bog ab und flog nochmal einen Scheinangriff, der den Bussard wieder nicht beeindruckte.

Am Mittwoch (1701) lief ich die Parkseerunde (7 km). Es war grau und regnete. Ein frischer Wind pustete mir in das Gesicht. Ich sah blühende Krokusse, blühende Schneeglöckchen und kleine gelbe Blütlein am Boden. Zwischen den Spatzen tummelte sich ein Star. Die Vögel piepsten in den Bäumen, als der Regen nachließ. Abends las ich von Arto Paasalinna „Der Sommer der lachenden Kühe“ zu Ende. Verrückte Wildnis! Verrückte Finnen! Eigentlich sollte ich turnen, aber ich lese und kann nicht aufhören.

Am Donnerstag (Tag 1702) ging es über die Parkseerunde (7 km). Der Himmel war blau. Die Sonne lachte. Die Vögel sangen. Am Himmel zeigte sich eine Vogelgesellschaft in Keilformation, wahrscheinlich Graureiher. Immer wieder sah ich auf den noch kahlen Bäumen säuberliche neue Vogelnester. Beim Krähenpärchen auf unserem Balkon kochten auch schon die Frühlingshormone. Die kleinere, etwas gedrungene Krähe ist der Chef. Ich nenne sie „Ekel Alfred“. Denn zu normalen Zeiten hackt sie der wohlproportionierten, großen und schlanken Krähe auf den Kopf, wenn sie sich am Futter bedient, bevor das Ekel sich vollgestopft hat, oder stellt ihr laut krähend nach, wenn sie mit erbeuteter Speise von dannen fliegt. Nun aber überlässt die etwas stämmig geratene Chefkrähe der schönen Krähe galant etwas Futter und schubst sie höchstens unter Einsatz des ganzen Körpers bei Bedarf etwas zur Seite, was fast zärtlich wirkt.

Am Freitag (Tag 1703) war das Wetter klar. Eine Erkältung kratzte unverschämt in meinem Rachen. Mit heißem Zitronensaft und Tee half ich meinem Immunsystem. Abends ging es mir schon besser. Trotzdem lief ich nur kurz. Ich las „Der wunderbare Massenselbstmord“ von Arto Paasalinna zu Ende. Warmherziger Irrsinn! So einen Blick auf die Welt möchte ich auch haben.

Heute, am Samstag (Tag 1704) lief ich die Parkseerunde (7 km). Die Erkältung war so schnell und heftig wie sie gekommen war auch wieder verschwunden

 

 

 

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