Verrücktes, graues Scheißwetter

Tag 1683. Ich berauschte mich am kühlen Grau dieser Laufwoche. Ich war frei und glücklich, während die kalte Winterlandschaft an mir vorbei flog. Das Laufen war anstrengend und ich fühlte mich stark und lebendig. Ich spürte die Landschaft, den Boden, auf dem ich lief, die kalte Luft, die mich berührte. Ja, die Seele sang ihre Lieder und gab den Rhythmus vor. Ich nahm wieder ein Krafttraining auf. Jahr, Du fängst gut an!

Am letzten Sonntag (Tag 1677) lief ich zum Badesee (17 km). Ein kalter Wind pfiff. Der Himmel war bedeckt. Es regnete nicht. Der Weg war eine schöne Abwechslung zur Parkseerunde. Die steilen Teile des Weges hatte ich in unangenehmer Erinnerung. Jetzt waren sie anstrengend, aber nicht schlimm. Der Blick über den See erfüllte mich mit Wehmut. Bis zum Sommer dauert es noch ein Weilchen. Einstweilen war der See von kahlen Bäumen umstellt. Sie sahen aus wie Soldaten, denen man die Uniform geklaut hat. Aber keine Angst Jungs, ihr bekommt eure Kleider bald zurück.

Am Montag (Tag 1678) lief ich die Parkseerunde bei Sonnenschein (7 km). Der Wind war so eisig, daß die Sonne keine Wärme ausstrahlte. Die Atmung ging auf den ersten drei Kilometern sehr gut. Danach setzte mir die Kälte zu.

Am Dienstag (Tag 1679) ging es wieder auf die Parkseerunde (7 km). Die Sonne schaute hinter einem dünnen Schleier zu. Wieder war es sehr kalt. Diesmal erholte sich die Atmung während des Laufes.

Am Mittwoch (Tag 1680) konnte man am Morgen die Hand nicht vor den Augen sehen, so dick war der Nebel. Solcher Nebel plus die Kälte stört mich beim Atmen ungemein. So nutzte ich die Gelegenheit, um endlich wieder in das Krafttraining einzusteigen. Aus dem Einsteigerprogramm von Mark Lauren, Fit ohne Geräte, turnte ich Tag 1 in Woche 1. Am späten Nachmittag hatte sich die Sonne endlich durch den Nebel gefressen. Als ich zur Parkseerunde (7 km) aufbrach, war schon wieder Nebel und es wurde dunkel. Unterwegs hoppelte ein Karnickel über meinen Weg.

Am Donnerstag (Tag 1681) turnte ich Tag 2. Danach lief ich die Parkseerunde (7 km).

Am Freitag (Tag 1682) lief ich die Parkseerunde (7 km). Ich lief mich in einen Rausch. Es war kalt und grau. Die Atmung ging gut. Weiter, weiter laufen, im Rhythmus bleiben. Juhu! Ein zehnjähriger Junge sprang mir in den Weg und sagte auf englisch: „Hey, kleine Biene!“. Er lachte etwas irre und gab den Weg frei. Verrücktes, graues, Scheißwetter!

Heute, am Samstag (Tag 1683) lief ich die Parkseerunde (7 km). Es war kalt und grau. Ich lief vorsichtig, denn ich hatte einen Kater vom Turnen und vom Laufrausch.

2 Kommentare zu “Verrücktes, graues Scheißwetter

  1. Hallo,

    als allererstes meinen allergrößten Respekt für dich und deine Leistung mit einer solchen Krankheit!
    Ich selbst komme gerade vom laufen rein, habe gerade mal 4,33 km geschafft und bin völligst außer Puste… Bin bzw. war gerade sehr deprimiert über meine körperliche Verfassung.
    Aber wie man an dir sehen kann, darf man einfach nicht aufgeben und immer weitermachen.

    Danke, das du mir mit deinem Blog wieder Mut zum Weitermachen gemacht hast und das es auch mit dieser Krankheit möglich ist einiges zu erreichen!

    vG,
    Markus

    • Hallo Markus,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Genau: Nicht aufgeben! Und keine zu hohen Ansprüche stellen. Der Körper ist dankbar, auch für moderates Laufen, Walken oder was auch immer möglich ist. Das, was geht, geniessen. Tap, tap, tap mit Geduld und frohem Mut – ein Leben lang!?
      eichkatz

Hinterlasse einen Kommentar