Weiß, hell und still

Tag 948. Diese Woche war Winter! Eiskalte Winde aus Sibirien haben den Winter herbeigeweht. Herrlicher Pulverschnee hüllte meine Welt in Unschuld. Feines, weißes Pulver ließ die Welt friedlich und sauber erscheinen. Autos blieben zugeschneit am Straßenrand stehen. Erst hatte ich noch Furcht, die kalte Luft würde wie letztes Jahr in meine empfindlichen Atemwege schneiden und mir den Atem rauben. Aber es war ganz anders. Ich war durch meine Medikamente gut gewappnet. Die ersten vorsichtigen Tage ließen mich immer mutiger werden. Am Mittwoch ging es dann wirklich los.

Am Sonntag (Tag 942) und am Montag (Tag 943) bin ich dick eingemummelt nur kurz gelaufen. Eiskalter Wind aus Sibirien versuchte mein Gesicht einzufrieren. Ich fühlte mich dabei aber erstaunlich wohl. Am Dienstag (Tag 944) war ich auch nur kurz aber etwas länger als an den beiden Tagen zuvor unterwegs.

Am Mittwoch (Tag 945) ging es dann endlich wieder los (15 km). Über Nacht hatte es geschneit und es hörte nicht auf zu schneien. Die Welt war weiß, hell und still. Bei -6°C blieb der Schnee als Pulverschnee vom feinsten liegen. Der Pulverschnee entpuppte sich als echte läuferische Herausforderung. Denn ich versank bei jedem Schritt bis zur Wade im Schnee und fand keinen Halt in dem rutschigen Schnee. Zur Entschädigung waren nur sehr wenige Menschen und fast keine Autos unterwegs. Es lag eine friedliche Ruhe in der weißen Welt. Der Waldsee war am Rand zugefroren. Ca. 100 Enten und Blesshühner hatten sich an einer noch offenen Stelle versammelt. Die beiden Schwäne schritten auf dem zugefrorenen Rand die Vogelkolonie ab. Auf dem Rückweg fühlte ich mich am freien Feld von einer Krähe herzlich begrüßt. Als ich zu ihr aufblickte, saß sie auf einem Ast und das Krähen galt nicht mir sondern einem Falken, der sich gerade auf einem nicht weit entfernten Ast niederließ. Der Falke sah etwas zerzaust aus. Er ruhte sich für eine Minute aus und dann segelte er über mich hinweg schutzsuchend zwischen zwei Bäumen hindurch. Die Krähe jagte hinter dem Falken her und machte nach Leibes Kräften durch ihr Krähen ihrem Namen alle Ehre.

Am Donnerstag (Tag 945) bin ich im Dunkeln auf Glatteis nur kurz gelaufen. Auf dem Eis konnte ich mich nicht abdrücken. Ich kam einfach nicht vorwärts. Außerdem hatte ich vorher gegessen, so daß ich nicht durchatmen konnte. Ich stellte mir vor, daß es etwa so sein muß, wenn man auf Stufe IV angekommen ist. Ich hoffte auf besseren Gripp am nächsten Tag.

Am Freitag (Tag 946) fing es sehr gut an. Die Sonne schaute schüchtern zwischen all dem Grau am Himmel hervor. Ich lief los und freute mich auf einen schönen Lauf. Nach 1 km kam ich auf vereisten Boden und mein Knie fing an zu jammern. Ich habe versucht zu gehen, da wurde es noch schlimmer. Bei Kilometer 2 habe ich die Uhr abgeschaltet und bin nach Hause gehumpelt. So ein Mist! Auf dem rutschigen Boden wurde irgend ein Schleimbeutel oder was auch immer im Knie gereizt. Es blieb mir nichts anderes als auf Samstag zu hoffen.

Heute, am Samstag (Tag 947) bin ich doch nur kurz gelaufen. Das Wetter war schön, die Sonne schien, tausend Menschen waren unterwegs. Ich hatte keine Lust auf Slalom-Lauf.

4 Kommentare zu “Weiß, hell und still

  1. Hallo zusammen,

    Bei mir war es ähnlich wie bei eichkatz. Anfang der Woche Schneefall sodass ich nur krze strecken gelaufen bin bei -6 Grad. Heute bin ich zum ersten Mal in diesem Jahr 10 km gelaufen. Wir sind hier wieder deutlich im positiven Bereich was die Temperaturen angeht. Habe also ein Pulzfrequenztraining gemacht bei dem sich die Anstrengung und das damit verbundene Schwitzen in Grenzen halten. Welche Pace läuft Ihr bei dem Wetter. Ich bin heute bei Ca. 8 min geblieben.

    Gruss
    Thommy

    • Hallo Thommy,

      auch wenn es jetzt wärmer wird, haben wir doch noch Temperaturen unter 0 °C und in der Nacht auch darunter. So ist auf dem vereisten Boden der Schnee von letzter Woche festgetreten. Obendrauf fällt unaufhörlich Regen, so daß man durch Wasserlachen auf festgetretenem, vereisten Schnee läuft. Da gucke ich nicht nach der pace. Schließlich will ich keine Depressionen bekommen.

      Wie machst Du das denn mit der Atmung? Hast Du da eine Technik, um die Luft auszuatmen?

      Ich fühle mich zwar ein bisschen verrückt, aber ich genieße das Winterwetter und wünsche Dir und allen eine gute Woche.

      eichkatz

  2. Hi eichkatz,

    Was die Atmung angeht versuche ich halt wirklich das Tempo so gering zu halten das ich immer gut durchatmen kann. Außerdem habe ich ein Tuch vor dem Mund wenn ich bei niedrigen Temperaturen laufe. Das Tuch führt dann übrigens automatisch zu einem langsameren Tempo da ich sonst nicht genug Luft nachbekommen.

    Hier sind jetzt wieder 6 grad und es regnet. Also Laufband….

    Ist aber auch schön

    Gruß

    Thommy

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